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September

22. September 2008

Steppe, einfach nur ockerfarbene Steppe. Das ist es was ich im Landeanflug auf Teheran sehe. Ueberall Duenen, in die der Wind Linien und Fussstapfen gezeichnet hat. Nachdem wir lange Zeit ueber Berge geflogen sind, die nur durch ein paar kleine Doerfchen aufgelockert wurde, ist das wirklich ein sehr kontraerer Anblick.

Der tuerkische Flukapitaen erlaeutert ueber Funk, dass wir uns in Vorbereitung auf die Landung am IKA befinden und schon geht das Rascheln los. Alle Frauen und Maedchen ab 9 Jahren ziehen nun aus ihren Taschen Maentel und Kopftuecher hervor um sich der iranischen Kleiderordung anzupassen. Doch von burka-aehnlichen Verschleierungen ist hier keine Spur. Die Kopftuecher werden soweit zurueck geschoben, dass die Haelfte des Oberkopfes sichtbar ist und auch die Maentel sind haufig doch etwas taillierter.
Ich selbst kann mich noch nicht ganz dazu durchringen mir den Schal um den Kopf zu wickeln. Das Gefuel, dass ich ein Stueck meiner Selbstbestimmung verliere ist zu gross. Ich mache mit mir selbst aus, dass erst sobald das Flugzeug iranischen Boden beruehrt, ich mich den Regeln des iranischen Regimes unterwerfen werde. So kann ich die Grenzen exakt festlegen und auch den Zeitraum. Hatte ich mich im Konsulat in Muenchen noch sehr leicht getan mich zu verschleiern, wehre ich mich jetzt umso heftiger dagegen.

Der Flughafen ist anders als erwartet sehr modern und auch die Einreiseprozedur verlaeuft ohne Komplikationen. Vielmehr werde ich bevorzugt behandelt. Und so geht aus auch schon ab nach Teheran durch den Staub und die zahlreichen am Rande stehenden Werbeplakate und -figuren von Nokia. Europa ist eben doch ueberall... Mein Fahrer und ich sprechen die ganze Stunde ueber, die wir vom Sueden bis in den hohen Norden Teherans brauchen, kein Wort. Das ist aber auch gar nicht noetig. Ich bestaune eher den atemberaubenden Blick, der sich einem bietet, wenn man auf der breiten Stadtautobahn auf die direkt aus Teheran hervorgehenden Berge des Elburz-Gebirges zufaehrt. Mit den vielen hohen Appartmenthaeusern fuehle ich mich wie im Los Angeles der Wueste.

Dieses Gefuehl stellt sich auch ein, als ich abends mit meinen beiden Gastgebern Pooyan und Hooman (Grosscousins von der Gilda) auf den Tochal hochsteige. Die Strasse ist planiert und voll von jungen Leuten beiden Geschlechts, in Gruppen oder auch als Paerchen, die sich ohne Kuessen und Haendchenhalten recht nahe sind. Anlaesslich des Feiertages (Todestag des Imam Ali) verbringen viele ihren Abend auf dem Berg, der einem kleinen Vergnuegungspark aehnelt. Es gibt alles, was man im Iran nicht erwartet... Paintball, Bungee Jumping, Leute, die auf dem Platz Badminton spielen, rauchende Maedchen und dann doch sich kuessende Paerchen... Beschuetzend umhuellt sie die Dunkelheit. Und im Hintergrund liegt Teheran mit seiner aberwitzigen Groesse und seinen unzaehligen Lichtern...


25. September 2008

Heute frueh um 10:24 und 23 Sekunden erhielt ich eine Nachricht von meinem iranischen Handyanbieter.

Shadate mazloumaneye Hazrate Ali Alayhesalam ra be omume shiayan tasliat arz mikonim. Irancell

Uebersetzt heisst das so viel wie: Wir sprechen der Gemeinschaft der Shiiten unser Beileid aus zum Maertyrertod des Ehrfuerchtigen Ali. Die religioese Erziehung ist also hier bereits multimedial geworden. Etwas ueberrascht war ich aber, da dieser Jahrestag doch bereits am Montag gewesen war, also vier Tage vorher. Die iranischen Muehlen mahlen eben etwas langsamer...

26. September 2008

Wochenende. Heute ist Freitag, also wie Sonntag. Wir besichtigen den Sa'ad Complex, der dem Shah vormals als Residenz gedient hatte. Dass die aktuelle Regierung diese Spanne der iranischen Geschichte eher gering schaetzt, ist ueberall zu erkennen. In den Palaesten mufft es wie in verschimmelten Schulraeumen. Die Teppiche und Polster wurden nicht wirklich gereinigt und Lampen scheinen kurz vor dem umkippen zu stehen. Wenigstens wurde der echte Bettvorleger-Tiger in Ruhe gelassen. Doch als wir draussen sehen, wie koenigliches Mobiliar auf den Sperrmuell wandert, bricht es mir das Moebelliebhaberinnen-Herz. 

Naja, wir verhalten uns ja eh bereits voellig koentraer zu dem, was Herr A. seinem Volk eigentlich abverlangte. Im Fernsehen hatte er den heutigen Tag zum ruz-e qods, also Tag des Felsendoms ausgerufen. Die Menschen moegen ihr Missfallen mit Israel und der Besetzung Jerusalems durch dieses Regime oeffentlich aeussern. So wirklich fakultativ war die ganze Aktion natuerlich nicht. Wie auch in Nordkorea oder China muessten staatliche und oeffentliche Bedienstete, die an den Demonstrationen nicht teilnehmen, mit Konsequenzen rechnen, erklaerte man mir. So lassen sich auch die Millionen auf den Plaetzen Teherans, Shiraz und Esfahans erklaeren, die anti-westliche Flyer verteilten und mit Rufen wie marg bar amrika und marg bar israel (Tod Amerika bzw. Israel) durch die Strassen zogen.


28. September 2008

Dass hier einiges anders laeuft, erfahre ich gleich in den ersten Tagen am eigenen Koerper. Jeden Tag habe ich Nasenbluten...
Die Teheran Luft ist schlimmer als erwartet. Mumbai war gegen das hier ein Kinderspiel. Bei den vielen Motorraedern, Lastwaegen und Autos (der Peugot 206 ist hier das neueste Modell) und Staus, die die auf dem mittleren Ring in den Schatten stellen, verwundert es nicht. Angeblich sterben jedes Jahr ca. 3600 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen der verpesteten Luft. Man kann verstehen, dass Teheraner so gerne in Parks und  Berge fluechten. 

Ich liebe es trotzdem. Sammeltaxis, weiss ich, werde ich in Deutschland vermissen. Man stellt sich einfach an den Strassenrand, die Taxi-Fahrer werden beim Passieren etwas langsamer und dann ruft man ihnen durch das offene Fenster den Namen des naechstgroesseren Platzes zu, zu dem man moechte. Auf diesem Wege werden alle moeglichen Leute mit aehnlichem Fahrtziel aufgesammelt und fuer kurze Zeit
zusammengequetscht. Das ganze macht nicht nur Spass, sondern ist auch noch spottbillig: 250 Tuman pro Strecke, also ca. 20 Cent. Darueber hinaus erhaelt man oftmals Einblick in die Koepfe der Iraner. 

Nach der obligatorischen Frage wo her ich komme, hielt einmal einer meiner Taxifahrer einen Monolog ueber die deutsch-iranischen Beziehungen. Bis zur Revolution 1979 seien diese ausgesprochen positiv gewesen (Iran schlug sich im 2. Weltkrieg sogar auf die Seite Deutschlands). Doch danach sei es frostig geworden. Meinem Zuspruch, besonders seit Herr A. an der Macht sei, haette sich die Situation verschlechtert, entgegnete er vehement: Iran is occupied by foreign countries. Ohne den Zusammenhang verstanden zu haben, verliess ich an diesem Punkt das Taxi. Wir waren bereits an meiner Ausstiegsstelle vorbei gefahren. 

Erst nach einem Gespraech mit Korbinian aus der Uni, der derzeit auch in Teheran ist ( ja, du wirst hier auch mal erwaehnt), wurde mir einiges klarer. Er erzaehlte mir von einem Iraner auf einem Moped, der ihn ueber die eigentliche politische Lage Irans aufgeklaert habe. Diesem unbekannten Zeugen nach seien die ganze Regierung und ins besondere Herr A. nur Marionetten der Centralen Intelligenz Agentur. Eigentlich herrschen diese netten Herren ueber den Iran.
So, jetzt wurden wir mal aufgeklaert...



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